Stellen Sie sich vor, die Menschen in Ihrer Umgebung sprechen ständig von Dingen, die Sie nicht verstehen. In einer Art anderer Sprache. Die Leute reagieren auch nicht angemessen auf das, was Sie sagen. Zumindest nicht so wie Sie sich das vorstellen. Was tun Sie? Was fühlen Sie? Ärger? Wut? Hilflosigkeit? Nun, vielleicht können Sie nun ein wenig nachvollziehen, wie es Demenzkranken häufig gehen muss.
Demenz ist eine Krankheit, die den Betroffenen und ihren Angehörigen, Angst macht. Im Verlauf der Krankheit erleben aber nicht nur die Erkrankten selbst, sondern auch pflegende Angehörige ein Karussell von vielen Gefühlen – Schmerz und Mitleid, ebenso Hilflosigkeit, Ärger, Wut, Trauer und Verzweiflung.
Demenz ist mehr als „nur“ Gedächtnisverlust. Die Krankheit beeinflusst das Empfinden, die gesamte Art, wie Menschen sich und ihre Welt erleben. Dadurch entstehen zum Teil skurrile Situationen.
Aber, obwohl diese Menschen uns zu entgleiten scheinen, gibt es Wege, mit Demenzkranken in Kontakt zu treten. Wege, die nicht nur auf verbaler Ebene stattfinden. Wege, die es den Erkrankten möglich machen, ihre Würde zu behalten und weiterhin schöne Momente mit uns zu erleben: Über ihr Herz können wir sie erreichen, wenn wir nur wissen, wie.
Seit vielen Jahren pflege und betreue ich, Menschen mit einer Demenzerkrankung. Die Arbeit hat mir vom ersten Augenblick sehr gut gefallen und ich empfinde diese Arbeit sogar als sehr wertvoll.
Meine Erfahrungen im Umgang mit demenzerkrankten Menschen ist, dass wir fast jederzeit den Weg der Empathie, der Nonverbalen Kommunikation beschreiten können. Durch Zuwendung, Liebe und Humor, einem Gesichtsausdruck wie z.B. Lächeln. Durch ein rücksichtsvolles, warmherziges und verständnisvolles Verhalten können wir sogar ihre Würde wahren. Und zwar in fast allen Situationen. Diese Kommunikationsebene wird niemals dement.
Die Gefühle und das Verhalten der Mensch ernst nehmen, sich in ihre Welt hineinzuversetzen, ist die Grundlage dafür, dass wir den Demenzerkrankten Sicherheit und Geborgenheit geben.
Auch körperliche Zuwendungen – Berührungen, streicheln, in den Arm nehmen, eine Massage – erzeugen oftmals größere Nähe als jedes Gespräch und sind direkte Wege der Verständigung.
Voraussetzung dafür ist aber in jedem Fall ein mitfühlendes, geduldiges und offenes Herz. Empathie.